Thomas Michalak

 
 
Der Garten (1999-2001)

Historisch gesehen war der Garten immer ein Wunschbild der Welt und zugleich die Rekonstruktion des ersten aller Gärten: des Paradieses. Der Garten bezeichnet den Raum zwischen dem Heim und der „wilden Welt“, die uns unbekannt, unvertraut ist. Im Garten versuchen wir Natur und Kultur in ein Gleichgewicht zu bringen. Das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Erscheinungen menschlicher Existenz kann immer nur ein labiles sein. Daher braucht der Garten permanente Hinwendung und Pflege. Insofern ist der Garten Sinnbild für alles vom Menschen im Spannungsfeld scheinbar widersprechender Energien geschaffene: Ort der Liebe, Ort eines demokratischen Staatswesens. Als Zwischenwelt dient er körperlichen wie geistig-transzendenten Bedürfnissen. Im Garten gestalten wir uns als Utopie.

Ausgangsmaterial meiner Arbeit sind Fotos aus Tageszeitungen, die Berichte von Gewalt, Krieg, Hunger, Naturkatastrophen illustrieren sollen. Diese den Schrecken betonenden Bilder sind ob ihrer massenhaften Verbreitung - oder der unmöglichen Identifikation mit den Abgebildeten - oft nicht mehr lesbar/wirksam. Mit einfachen refotografischen Mitteln mache ich mich in diesen Bildern auf die Suche nach Elementen, die mich an die Zwischenwelt Garten erinnern. Diese winzigen Ausschnitte finde ich meist im Hintergrund von Bildern, so als wären sie vergessen worden, zufällig mit aufs Bild gelangt. In den entstehenden, oft sehr dunklen Bilder, die auch Reste des Zeitungsrasters zeigen, sieht man die Elemente eines Gartens: Gebäude, Pflanzen, Landschaft, Zäune, Wege, manchmal auch Menschen: Gestalteter Lebensraum, den ich in dieser Arbeit als Garten begreifen möchte.

Die Arbeiten sind als klassische Barythabzüge ausgeführt; das größere Passepartout betont die Lesart als klassische Fotografie: Guckloch in die Welt.

Material: Barythabzug. Orginalgröße: 60 x 90 cm (im Rahmen 90 x 120 cm).

Biografie:

Studium der Germanistik, Philosophie, Politik und Kunstgeschichte in Göttingen und Berlin.

Fotografische Ausbildung an der Werkstatt für Fotografie in Berlin bei Ulrich Görlich und Wilmar König und als Autodidakt. Seit 1987 freier Kunstarbeiter. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Seit 1998 Lehrer für Fotografie am Fachbereich Fotografie der VHS Berlin Friedrichshain-Kreuzberg.

Lebt und arbeitet in Berlin.

   
       
aus "Der Garten" 2001    
 

o.T., aus "der Garten", 2001

   
       
 

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