Buchpräsentation
Teilnehmer
Edith Maria Balk, Monika Behringer, Dagmar Kolatschny, Lars Kossmehl, Cornelia Ogiolda, Tassilo Ott, Jan Schildhauer, Michaela Theune und Simona Thomas. Leitung Thomas Michalak.
Einführung
Bei der Vorstellung der aktuellen Buchprojekte des Fachbereichs Fotografie der VHS Friedrichshain-Kreuzberg zeigen neun Fotografinnen und Fotografen ihre Auseinandersetzung mit dem Thema „Dokument. Konzept. Wirklichkeit“.
Präsentiert werden die Abschlussarbeiten der Fotoklasse von Thomas Michalak am 17. November 2006 ab 18.00 h in der Aula der VHS Friedrichshain-Kreuzberg, Wassertorstr. 4, 10969 Berlin. Um 20.00 h findet ein Künstlergespräch statt.
Auf der Grundlage intensiver Diskussion von theoretischen Positionen zu Dokument, Konzept und Wirklichkeit entstanden eigene fotografische Projekte der TeilnehmerInnen.
Die entwickelten Arbeiten zeigen unterschiedlichste Sichtweisen auf persönlich erlebte Wirklichkeit. Geschildert werden Stadt- und Naturräume, Alltagserleben oder abstrakte Fragen nach Zeit und Geschwindigkeit. Portraits einer ungestellten Lebensrealität alter Menschen oder von konkreten Arbeitsbedingungen bieten weitere bildnerische Antworten. Zu sehen sind Bilder sowohl aus Berlin und dem Umland Berlins, der deutschen und tschechischen Provinz sowie aus China.
Die Autor_innen und ihre Buchprojekte
Edith Maria Balk | Zhong
In der Arbeit „Zhong“ verarbeitet Edith Maria Balk schnappschussartige fotografische Eindrücke aus China. Durch Bild-Gegenüberstellungen verdichten sich flüchtig wahrgenommene und fotografierte Details zu einem Teppich aus Anspielungen und Zitaten.
Monika Behringer | Drei Begegnungen
Monika Behringers Projekt schildert in „Drei Begnungen“ ihre innere und äußere Auseinandersetzung mit dem Naturraum Wald. Sie hat sich eingelassen auf Gefühle von Ausweglosigkeit, des sich Verlierens, auf Undurchdringlichkeit und Vergänglichkeit. Sie sind Themen dieses fotografischen Weges und dennoch lassen ihre Bilder Raum für eine ungebundene Projektionsfläche des Betrachters.
Cornelia Ogiolda | Ohne Titel
Fotos, die Bewegung zeigen, finden sich in dem Buchprojekt von Cornelia Ogiolda. Auf experimentelle Art werden Eindrücke aus Licht und Geschwindigkeit eingefangen. Es sind Bilder, die die Farben der Nacht zeigen, wie sie sich der im rasenden Zug ruhenden Kamera zwischen Hamburg und Berlin offenbaren. Eine Wirklichkeit in der Geschwindigkeitswelt, die sich dem mitrasenden Menschen ohne Kamera kaum erschlösse.
Lars Kossmehl | ohne Titel
Die Arbeit von Lars Kossmehl ist eine sehr direkte Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit: „In meinen Bildern unternehme ich den Versuch, das so genannte Unwichtige, Nebensächliche als wirklichkeitsbestimmende Aussage im Bild unserer Städte aufzuspüren. Ich habe mich dafür in die Provinz begeben. Ich vermute, Provinz ist überall und auch in uns, insofern sind die Bilder aus der Provinz auch Bilder von (deutscher) Heimat“.
Dagmar Kolatschny | roots
Dagmar Kolatschnys Arbeit entstand, als sie den Geburtsort ihres Vaters aufsuchte, der mit seiner Familie nach dem zweiten Weltkrieg aus Tschechien vertrieben wurde. „Die Gegend, in der meine Großeltern lebten, liegt zwischen Brno (ehemals Brünn) und Mikulov (ehemals Nikolsburg); ich besuchte sie im Frühjahr 2006.“ Die Bilder ihrer Arbeit mit dem Titel „roots“ lassen Vergangenheit und Gegenwart auf ganz persönliche Weise sichtbar und fühlbar werden.
Tassilo Ott | Kampagne
Werbung ist überall – im Fernsehen, das wir ausschalten können, im Kino, in das wir nicht gehen müssen, im Internetbrowser, in dem wir sie wegklicken können, auf öffentlichen Plätzen, wo wir nicht hinzuschauen brauchen. Aber wo sollen wir dann noch hinschauen? Immer neue Stadträume werden als Werbeträger erschlossen, bis die letzte Nische ausgefüllt ist. Unaufhörliche Bilderfluten, die wir nicht sehen wollen.
In der Arbeit „Kampagne“ geht es Tassilo Ott darum, eine andere Sicht auf die Werbeträger und Kampagnen, die von großen Konzernen geschaltet werden, zu erhalten: die Utopie einer „nichtstörenden Werbung, die der Raum selbst vorgibt“.
Jan Schildhauer | Rentner
Mit dem Projekt „Rentner“ eröffnet Jan Schildhauer dem Betrachter intime ungestellte Einblicke von alten Menschen in ihrer privaten Umgebung. Seine Bilder zeigen diese liebenswürdigen Leute in alltäglichen Situationen und vermitteln dem Beobachter das Gefühl, das Wesen dieser Menschen zu verstehen. Sein Anliegen ist: „Mit dieser Arbeit möchte ich versuchen, das Verständnis für diese Gruppe von Menschen als Teil unserer sonst so schnellen Gesellschaft zu verbessern.“
Michaela Theune | Hochbahn
Die Hochbahn ist ein Beispiel für die besondere Ästhetik genieteter Eisen- und Stahlkonstruktionen, aus denen, obgleich tonnenschwer, luftige und leicht wirkende Bauwerke entstehen. Die Bilder der Arbeit von Michaela Theune zeigen die Hochbahntrasse mit ihrer ganz eigene Ausstrahlung, wenn der Blickwinkel unter die Trasse verlegt wird. Dort entsteht durch die seitlichen Träger ein Raum, der in einigen Abschnitten an einen Kreuzgang erinnert.
Simona Thomas | AT WORK
Wie sieht der Arbeitsalltag beim wissenschaftlichen Schreiben aus? Über zwei Jahre hinweg ist Simona Thomas dieser Frage nachgegangen und hat sich an ihren Arbeitsplatz dokumentiert. Entstanden ist ein Langzeitportrait, das die Auseinandersetzung zwischen der Person am Schreibtisch und den zu bearbeitenden Unterlagen in Doppelportraits einfängt. So zeigt das Projekt „AT WORK“ die Struktur von innerer Gedankenwelt und äußeren Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft.